Seit über 25 Jahren findet mittlerweile die Motorradwallfahrt Kevelaer statt. Auch dieses Jahr wird der Termin, 16. bis 17.7.2011, in vielen Biker-Kalendern mit einem Ausflug an den Niederrhein vorgemerkt sein. Alle wollen dann nach Weihrauchcity, dahin, wo 1987 ein wohl allen bekannter Pilger betete: Papst Johannes XXIII.
Kategorie: Motorrad Kult Seite 1 von 2
Vom Grüßen
geschrieben von Burkhard Strassmann,
veröffentlich in „DIE ZEIT“ am 26.Juli 1996
Polofahrer grüßen einander nie. Omegafahrer grüßen einander nie. Doch fahren zwei Alfa-Romeo-Fahrer aneinander vorbei, heben sie auffallend lässig einen Finger der linken Hand. Wer eine „Ente“ fährt, grüßt andere Entenfahrer, indem er aufgeregt mit der Frischluftklappe wackelt. Selbst Lkw-Fahrer kleben sich manchmal eine hin und her pendelnde rote Plastikhand an die Windschutzscheibe. Wer sich im Autoverkehr als exquisite Minderheit empfindet, grüßt die Angehörigen seiner exquisiten Minderheit. Die höchstentwickelte Grußkultur aber findet man unter Motorradfahrern.
Ja, ich kann mich erinnern. Als 2 CV – Fahrer habe ich vor gut 20 Jahren andere Entenfahrer mit der Frischluft-Klappe gegrüßt. Auch andere Autofahrer ganz bestimmter Autotypen grüßten sich unbekannt an unbekannt. Aber erst recht die Motorradfahrer. Die waren damals noch froh, ihresgleichen auf den Straßen der Welt zu entdecken. Heute ist das anders, heute ist der Bikergruß für so manchen Motorradfahrer einfach nur lästig.
Nach Entschuldigungen dafür wird schon gar nicht mehr gesucht, blöde Rituale. Finde ich nicht. Warum behalten wir Biker dieses Zeichen der Solidarität nicht bei? Obwohl ich bisher noch nicht ausprobieren konnte/wollte, ob bei einer Panne z.B. die Solidarität unter uns auch tatsächlich festzustellen ist. Es gab da doch einmal einen gelben Schal?
Als Motorradfahrer grüße ich andere … Zweiradfahrer. Aber sie sollten schon motorisiert sein. Naja, Zweiradfahrer mit Hilfsmotor gehören nicht dazu. Und Zweiradfahrer ohne Kupplung, man nennt sie auch Scooter, sind manchmal von vorne kaum zu unterscheiden von uns „echten“ Bikern. Also grüße ich die meistens lieber mal mit 😉
Eine Ausnahme sind die heute immer öfter anzutreffenden Motorrad-Kolonnen. Das geht dann doch ein bisschen zu weit, da kommen einem manchmal Hunderte Motorradfahrer entgegen. Da wird dann nur dem 1. und letzten Fahrer fröhlich zugewinkt.
Dem 1. Motorradfahrer, weil der als Tour-Führer schwer Verantwortung trägt. Die Biker hinter ihm folgen ihm blind. Wenn der sich verfährt, bekommt er ein Problem, die arme Socke. Dem letzten, weil der nur so schnell fahren kann, wie der langsamste Biker vor ihm, auch eine arme Socke.
Aber nun bin ich mal ehrlich: ich fahre meistens mit Sozia und dann lasse ich grüßen 🙂
Nun kursieren hier im Internet so einige Artikel, die sich mit dem Motorradfahrer-Gruß beschäftigen. Einer dieser Artikel stammt aus der Feder von Burkhard Strassmann, der 1996 für „Die Zeit“ in einer Motorrad-Kolumne so manchen launigen Kommentar verfasste. Dieser Artikel ist online im Original nicht mehr zu erreichen. Darum nun mit freundlicher Genehmigung von Burkhard Strassmann persönlich hier der Originaltext : Vom Grüßen